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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Nationale Erdkunde - S. 64

1911 - Straßburg i.E. : Bull
64 Ii. Europa. Unter den Getreidemengen finden wir hauptsächlich Roggen verzeichnet. Norwegen bevorzugt nämlich — ähnlich wie Norddeutschland — Roggenbrot, und wir find in der glücklichen Lage, ihm recht viel von den reichen Erträgen unseres Roggenbaues abgeben zu können. Daß England zur norwegischen Getreide- oder Zuckereinfuhr nichts beitragen kann, liegt aus der Äand. (Vergl. englische Landwirtschast.) Dagegen behauptet seine Gewebeindustrie auch hier siegreich den ersten Platz, während die unsere zurücktritt. Wenn Norwegen seine Kolonialwaren eher aus dem mit Ko- lonien überreich gesegneten England bezieht als von unserm Vater- lande, dessen Kolonien noch in den Anfängen der Entwickelung stehen, wird es auch nicht weiter wundernehmen. Endlich muß sich Englands Äberlegenheit für billigen Kohlen- Versand in Norwegen besonders stark geltend machen; wird doch die norwegische Bevölkerung durch die Natur des Landes in unmittel- bare Nähe des Meeres gedrängt, und liegen doch die wichtigsten Städte alle an den Fjorden. '(Kristiania am Kristiania- Fjord, Drontheim am Drontheim-Fjord, Bergen am By-Fjord.) Trotzdem macht das Deutsche Reich seinem englischen Mitbewerber in der norwegischen Einfuhr fortgesetzt den ersten Platz streitig, wie aus folgenden Zahlen zu ersehen ist. Im Jahre 1907 betrug die deutsche Einfuhr nach Norwegen 101 Millionen Mark, die englische 104; 1908 überragte die deutsche mit Iii Millionen die englische, die aus 94 zurückgegangen war. Deutscher Bezug aus Norwegen. Ganz anders allerdings gestaltet sich das Verhältnis der beiden Reiche, England und Deutsch- land, im Warenbezüge aus Norwegen. England empfängt schwe- disches Erz über Norwegen. Schwedens Erzreichtum befruchtet auch Norwegen. Die schwedischen Lager mußten sich notgedrungen einen eisfreien Äafen für die Verschiffung suchen. Den bietet die bis weit in den Norden hinein vom warmen Golsstrom bespülte norwegische Küste. Für die nordschwedischen Lager von Kiruna und Gellivare wurde deshalb eine Bahn bis Narvik am Osoten-Fjord (den Lofot-Infeln gegenüber) gelegt, und aus Narvik empfängt jetzt England seine schwedischen Erze, während unser Erzbezug den Weg durch die Ostsee wählt. Schwedisches Erz erscheint gemäß der Lage des Verschiffungshafens in der nor- wegischen Ausfuhr nach England mit bedeutenden Summen; in unsern Äandelsnachweisen wird es Schweden zugezählt.

2. Nationale Erdkunde - S. 117

1911 - Straßburg i.E. : Bull
7. Die Niederlande. 117 Geblieben sind dem Lande: Sein großer Reichtum an Geld und ein Kolonialreich vom vierfachen Ilmfang des Deutschen Reiches mit einer Einwohnerzahl von nahezu 40 Millionen Einwohnern. Den Sandel mit diesem Kolonialreiche hat in erster Linie Rolland in Sänden. Es ist ein Sauptmarkt für Kaffee, Zucker, Tee, Kakao, Reis. Allein dieser Sandel wird ganz in Schatten gestellt von dem gewaltigen Durchgangshandel, der von der deutschen Grenze her durch das Land geht, um die beiden holländischen Saupthäfen, Amsterdam und Rotterdam, zu gewinnen. Die Niederlande vermitteln dem ganzen Westen Deutschlands den Zugang zum Meere und sind dessen natürliches Safengebiet. linser rheinisch-westfälisches Industriegebiet sendet den allergrößten Teil seiner Ausfuhrwaren den Rhein abwärts über Solland nach jenen Säfen, wo sie für die Äberfahrt über den Atlantischen Ozean umgeladen werden. Auch deutscher Zucker, deutsche Kohlen, Solz, Salz und Steine gehen denselben Weg. Zugleich werden die von den überseeischen Ländern stammenden Waren hier für die Flußschiffahrt den Rhein aufwärts nach Deutschland aus den Ozeandampfern ausgeladen: Eisenerz aus Spanien und Schweden, ioolz aus Norwegen, Baumwolle und Petroleum aus Nordamerika, Kakao aus Ecuador, Brasilien, den kleinen Antillen und Venezuela, Tabak aus Sumatra und Java. Alle diese Rheinschiffe von und nach Deutschland begegnen in Amsterdam und Rotterdam der holländischen Seesischerslotte, die den Ertrag des Seringsfanges an sie abgibt für das deutsche Sinterland. Ja, dieser deutsche Durchgangshandel hat einen Kampf zwischen den beiden Säfen um den Vorrang hervorgerufen, und er ist zugunsten Rotterdams entschieden. Amsterdam liegt ungünstig, weil es vom Meere abliegt. Der Nordseekanal, der von der Stadt zum Meere führt, müßte erweitert werden. Augenblicklich sind die großen Dampfer des Norddeutschen Lloyd, der vertragsmäßig den Sumatra- tabak nach Solland bringt, gezwungen, in Rotterdam zu löschen. Auch Rotterdam ist mit dem Meere unmittelbar durch einen Kanal verbunden. Ein ganz bedeutender Teil des deutschen Überseehandels geht über die beiden holländischen Säfen. Rotterdam und Am st er- dam sind Saupthäfen des deutschen Ausfuhrhandels so gut wie Samburg und Bremen. Das ist dasselbe, als ob Liverpool in den Sänden einer fremden Macht

3. Nationale Erdkunde - S. 123

1911 - Straßburg i.E. : Bull
10. Die Mittelmeerländer. 123 weit dahinten in der Türkei die Völker aufeinander schlagen." Doch sie ist heute vorbei, war es schon, als das Mittelmeer noch durch die Straße von Gibraltar nur eine einzige Verbindung mit dem Weltmeer besaß. Seit aber der Plan des großen Franzosen Ferdinand Lesseps, die Durchstechung der Landenge von Suez, verwirklicht ist, stieg das Mittelländische Meer zu einem der wichtigsten Meeres- räume auf. Nicht nur wurde der Weg von Europa nach Ost- asien gewaltig gekürzt, ganz neue Handelsstraßen taten sich auf. Die alten Wege, die einst der phönizische, griechische, arabische und italienische Kaufmann wagemutig gezogen war, öffneten sich wieder mit neuen Verheißungen. Die alten Handelsstädte Barcelona, Marseille, Genua, Triest gewannen nach jahrhundertelanger 1 Bedeutungslosigkeit einen Teil ihres alten Glanzes zurück, neue blühten neben ihnen empor, wie Malaga, Valencia, Neapel, Fiume. Den reichsten Gewinn aber warf die Eröffnung des neuen Seewegs der alten Beherrscherin der Meere, England, k in den Schoß. Den Schlüssel zum Mittelmeer, Gibraltar, hielt es schon lange in starker Äand und knebelte damit das spanische Reich. Drohend hält es vor den Toren von Italien die Wacht auf der Insel Malta. Einen dritten Posten hat es sich in der Insel Rhodus gesichert. Von dort springt die Kette nach Ägypten über. Äberall Stützpunkte für seine Flottenmacht, für die Be- herrschung des ganzen Mittelmeeres. In zweiter Linie wurde Italien durch die Umwandlung dieses Meeres in eine große Welthandelsstraße beeinsiußt. Strecken sich doch seine Landmassen weit in das Meer hinein und teilen das ganze Becken in eine östliche und eine' westliche Äälfte. In langer Küstenlinie tteten seine wichtigsten Landschaften mit dem Meere in Verbindung und weisen seine Bewohner hinaus auf die Wogen, wo es Reichtümer zu erhandeln gibt. Seine Freunde, England und Frankreich, zeigen ihm als lockende Ziele eine Festsetzung in Nord- afrika, in Tripolitanien, und eine Eroberung neuer Gebiete auf der Balkanhalbinsel. Wie Österreich - Angarn hier in Gegensatz zu Italien gerät, werden wir noch sehen. Auch Frankreich suchte und fand seinen Anteil an den Ländern des Mittelmeers. In Nordasrika errichtete es sein großes Kolonial- reich und strebt bis zur Stunde nach Ausdehnung desselben. Krast dieser Stellung beansprucht es ein entscheidendes Wort auch in den

4. Nationale Erdkunde - S. 125

1911 - Straßburg i.E. : Bull
10. Die Mittelmeerländer. 125 Eine weitere Linie heißt: Mamburg, Messina, Alexan- drien, Jaffa, Beirut, Alexandretta. Die Linien, die das Mittelmeer mit Nordamerika verbinden, liegen zum guten Teile in deutschen Äänden. Dem N.l. gehört die Linie Genua —Neapel — Gibraltar —New-^o'rk, der Ä.a.l. die folgende: Genua — Palermo —Neapel — New-^ork. Vorzugsweise sie besorgen die Äberführung der italienischen Aus- Wanderer, von denen wir noch reden müssen, nach Amerika. Äat doch die Ä.a.l. im Jahre 1907 allein 26000 Personen aus Italien nach New-^ork gebracht. Welche Bedeutung diese Schiffahrtslinien für unser Volksver- mögen haben, ist S. 37 gezeigt. Auch im Mittelmeere gehen deutsche und öster- reichische Interessen zusammen. Wie wir muß auch Österreich-Angarn einer Sperrung des Mittelmeerwegs durch die verbündeten Staaten England und Frankreich mit den stärksten Be- sorgnissen entgegensehen. Im Mittelmeerverkehr steht Österreich an 4. Stelle, hinter Italien, Frankreich und Spanien. Tri est über- trifft Brindisi in der Menge der alljährlich zur Verladung kommen- den Waren ganz entschieden. Wir aber versenden oder erhalten viele unserer Waren über Tri est und haben gleiches Interesse am Ausbau des Verkehrs mit Saloniki wie Österreich. Im Kriegs- falle müßten das Deutsche Reich und Österreich, da England und Frankreich das Mittelmeer sperren werden, in gleichem Maße die Landverkehrsverbindungen über die Balkanhalbinsel (siehe dort) über Kleinasien und Mesopotamien (vergl. Bagdadbahn) pflegen. Diegemeinsamkeitderinteressen beider deutschen Mächte auch in diesem Teile der Welt ist eine gute Gewähr für den Fortbestand ihres Bündnisses. Daß unsere Volkswirtschaft auch die Waren aus den Mittel- meerländern nicht entbehren kann, wird uns die Betrachtung der ein- zelnen Länder lehren. Beginnen wir mit dem Lande, das die Wacht hält an einem wichtigen Zugang zum Mittelmeere, mit Spanien.

5. Nationale Erdkunde - S. 127

1911 - Straßburg i.E. : Bull
10. Die Mittelmeerländer. 127 (Nordwestecke Spaniens), Vigo (nördlich von der portugiesischen Grenze) und Coruna aus vermag es die Handelsschiffe eines Gegners abzufangen, die den Mittelmeerweg benutzen oder um Afrika fahren wollen; z. B. die unfern. Der Seeverkehr in den westfranzösifchen Ääfen ist von hier aus zu beunruhigen und teilweife zu unterbinden; die Vereinigten Staaten von Nordamerika können von da aus angegriffen werden, fodaß sie ihre Flotte teilen müssen. Das alles sind Vorteile Englands für den Kriegsfall. Doch es bleibt nicht dabei. Daß Spanien in englischem Fahrwasser segelt, hat naturgemäß auch mit dazu beitragen können, die spanische Volks- Wirtschaft noch mehr von England abhängig zu machen, als es ohnehin infolge der uns schon bekannten Vorteile Englands der Fall sein muß. England steht im Handelsverkehr mit Spanien weitaus an erster Stelle. Und doch gehört unser Vaterland zu den besten Ab- nehmern von spanischen Waren. Es sind vor allem Spaniens Erzlager, die unserer Industrie dienstbar gemacht worden sind. Die Ränder der spanischen Hochebene, die über die Äälfte der ganzen Halbinsel einnimmt (es sind im wesentlichen die Landschaften Alt- und Neukastilien, die durch das Kastilische Scheide- gebirge voneinander getrennt sind, dann auch Leon, Aragon, Estremadura), fallen schroff und steil zu den Randlandschaften ab, erscheinen oft wie mit dem Rasiermesser abgeschnitten. (Randland- schasten: Katalonien, Valencia, Murcia, Andalusien, Galizien, Asturien, Baskenland.) Von diesen tiesliegenden Randgebieten aus ist dem Bergbau das Eindringen in die Schatz- kammern des Bodens sehr erleichtert. Am Steilabfall der Sierra Morena liegen z. B. die ausgedehnten reichen Kupferlager von Rio Tinto, deren Erträge von Äuelva aus in die Welt gehen. Das ganze Andalufifche Scheidegebirge ist ebenfalls sehr erzreich. Die Eisenlager finden sich im Baskenlande -und in Katalonien. Äauptort Bilbao. Da aber die spanische Kohle weitab von den Erzlagern ge- Wonnen wird, und da es der spanischen Wirtschaft an den nötigen Kapitalien fehlt, vermochten die Erzfchätze keine eigene Industrie im Lande zu erzeugen; sie werden an England und Deutschland weiter- gegeben.

6. Nationale Erdkunde - S. 130

1911 - Straßburg i.E. : Bull
130 Ii. Europa. oft zur Aufstellung der Maschinen und zur Beratung der Käufer mit hinausgehen, bilden die beste Empfehlung für einen noch größeren Absatz. Daß die französische chemische Industrie an die unsere nicht heranreicht, haben wir schon gesehen. (S. 92.) — Ferner wissen die Agenten deutscher Handelshäuser mit großem Geschick, mit Fleiß und unermüdlicher Geduld den spanischen Geschmack zu erforschen, und die Fabrik daheim richtet ihre Erzeugnisse nach den fleißigen Berichten dieser Männer ein. Am das Bild deutscher Betätigung im spanischen Reiche voll- ständig zu machen, dürfen wir des Schiffsverkehrs des Norddeutschen Lloyd nicht vergessen, der von dieser Linie zwischen Barcelona und Odessa unterhalten wird. (Äber Marseille, Neapel, Messina, Piräus, Smyrna, Konstantinopel.) Die spa- nische Industrie liefert baumwollene und wollene Gewebe nach Ruß- land, dieses Petroleum, Getreide, Eier nach Spanien. Der Fracht- verdienst aus der Beförderung dieser Waren wird somit teilweise dem deutschen Volksvermögen zugeführt. Für das einst seebeherr- schende Spanien eine traurige Tatsache, für uns eine Lehre. Spaniens Geschichte als Handels st aat beweist die Richtig- keit des Satzes, daß die Bevölkerung eines Landes dessen größter Reichtum ist. (Vergl. S. 3.) Einst bildete Spanien den Mittelpunkt eines gewaltigen Weltreichs und zog als solches unermeßliche Goldschätze aus dem neuentdeckten Amerika an sich. Aber anstatt sie zur Bewässerung der trockenen Landschaften, zur Erschließung seines Erzreichtums, zur Verbesserung der Verkehrswege, zur Bildung der Bewohner zu verwenden, wollte jedermann nur ein bequemes Leben führen und den „Äerrn der Welt" spielen. Als dann der Goldzufluß aufhörte, da zeigten sich die Folgen der allgemeinen Trägheit in erschreckender Weise. Die „Herrschaft der Welt" ging schnell an die Niederländer und später an die Engländer über. So steht heute Spanien, das seiner Größe nach die fünfte Stelle in Europa einnimmt (504000 qkm) mit seiner geringen, wenig gebildeten Bevölkerung von nur 18^ Millionen, seiner Geldarmut, der Anentwickeltheit des Verkehrswesen (der See- verkehr liegt großenteils in fremden Händen), seinen weiten, zu öder Steppe gewordenen Landschaften als Diener fremder Interessen im Schatten einer Weltmacht, die nur ihren Vorteil kennt.

7. Nationale Erdkunde - S. 187

1911 - Straßburg i.E. : Bull
7. Allgemeines. 187 Südamerika neigt mehr zu Europa hin als zu Nord- amerika. Hierzu einige Beweise. Von Buenos Aires bis New-Kork sind es 5870, von Buenos Aires nach Plymouth 6035 Seemeilen, (1 Seemeile rund 1,9 km), von Buenos Aires nach New-Orlans 6320, von derselben Stadt nach Bremen 6570 Seemeilen. Der Ent- fernungsunterschied ist also sehr gering. Wenn ich die genannten Strecken aber fahren will, dann liegt anscheinend Europa näher bei Südamerika als Nordamerika. Nämlich: Wer von New-^ork nach Buenos Aires fahren will, benutzt den Schnelldampfer New - ^ ork — Plymouth und fährt von Plymouth aus mit einem anderen Schnelldampfer nach Buenos Aires. Er kommt rascher ans Ziel als auf dem direkten Wege. Was beweist diese Tatsache? Daß die Schiffahrtsverbindung zwischen Europa und Süd- amerika besser sein muß als die zwischen Süd- und Nordamerika, daß vielleicht auch die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Südamerika reaer sein müssen als zwischen Süd und Nord der Neuen Welt. Auch der Aufbau des Landes, mag er auch auf den ersten Blick demjenigen des Nordens ähneln, scheint auf Europa hin- zuweisen. Wohl ist Südamerika nach Westen zu durch die schwer ersteig- baren Ketten der Anden (Kordilleren) gegen den Stillen Ozean hin abgeschlossen. Die großen Ebenen aber, die Llanos, die Selvas, die Pampas öffnen sich nach Osten oder Nord- osten; es ist, als wollten sie Europa die besten Zufahrtstore ent- gegenkehren. Ähnlich steht es auch um den Lauf der Flüsse. Nur einer der gewaltigen südamerikanischen Ströme, und zwar der unbedeutendere, schickt seine Wasser nach Norden, ins Karibische Meer. Es ist der Magdalenenström. Die andern, Orinoco, Amazonen- ström, La Plata, öffnen ihre weiten Mündungen gegen Osten oder Nordosten, also Europa zu. And sehen wir uns erst einmal die eine Ecke des gewaltigen südamerikanischen Dreiecks an. Ist es nicht, als spränge Brasi- lien mit dem Kap Branco nur darum so weit in den Atlan- tischen Ozean hinaus, weil es dem dichten Netze von europäischen Schiffahrtslinien, das Afrika umspinnt, möglichst nahe kommen möchte?

8. Nationale Erdkunde - S. 197

1911 - Straßburg i.E. : Bull
8. Brasilien. 197 Man denke sich z. B., daß das ganze Deutsche Reich ein einziges großes Kaffeeland wäre, und man hat ungefähr die Fläche des in Brasilien für den Kaffeebau überhaupt geeigneten Bodens. Die Ernte 1906/07 lieferte 20,4 Millionen Sack Kaffee. (1 Sack = 60 kg.) Neben diesen Zahlen nehmen sich die Ernten der andern Kaffee bauenden Länder einfach winzig aus. (Mexiko, Mittelamerika, Ko- lumbien, Venezuela, Ostindien, Java.) Über zwei Drittel der ge- samten Welternte entfallen auf Brasilien. Natürlich empfangen wir denn auch von dort den Äauptteil unserer Kaffeeeinfuhr. (1907 für 162 Millionen Mark.) Unsere Versuche, in den eigenen Kolonien Kaffee zu ziehen, haben erst begonnen. (Vergl. Llnsere Kolonien.) Vorerst wird Brasilien auf uns, als einen Haupt- abnehmer seines Kaffees noch Rücksicht nehmen müssen. Denn wenn auch die Llnion den größten Teil der brasilianischen Ernte bezieht, der unsere ist nicht viel geringer. Äbrigens steigt unser Anteil an der brasilianischen Kaffeeausfuhr stetig, während der nordamerikanische zurückgeht. Somit ist Brasilien durch seine Kaffeeausfuhr in gewissem Sinne von uns ab- hängig. So ganz nebenher erzählt uns aber diese Kaffeeausfuhr noch von etwas anderem: Von der Kapitalmacht und dem Unter- nehmung sgeiste unserer Kausleute im Auslande und vom Stolz unserer Flagge. Reichlich ein Drittel der gesamten Kaffeeausfuhr Brasiliens wird nämlich von deutschen Handelshäusern vermittelt. Etwa eine halbe Milliarde deutschen Geldes arbeitet in diesen Ääusern. Die meisten liegen in Santo s, dem Äasen der zweitwichtigsten Stadt Mittelbrasiliens, S a o Paulo, das weiter im Lande drin liegt. Santos ist überhaupt der wichtigste Kaffeeverschiffungshafen der Welt. Andere derartige Äandelshäuser sinden sich auch in Rio de Janeiro. Die prachtvollen deutschen Geschäftspaläste in diesen Städten sind für die Brasilianer redende Zeugen von Deutschlands Äandelsgröße. Äeute wird unsere brasilianische Kaffeeinfuhr durch- aus von deutschen Schiffen besorgt. Das war nicht immer so, und es ist noch nicht allzu lange her, daß die englischen Schiff- sahrtsgesellschasten an der Spitze des Seeverkehrs mit Brasilien standen. Äamburg-Amerika-Linie und Norddeutscher Lloyd haben ihnen glücklich den Rang abgelaufen.

9. Nationale Erdkunde - S. 198

1911 - Straßburg i.E. : Bull
198 Iii. Amerika. Mittelbrasilien ist ferner ein gutes Tabakland, und der Staat Bahia der vornehmste Vertreter davon. Fahren wir den breiten Sttom aufwärts, an dessen Mündung Bahia liegt, so treffen wir überall große Lagerhäuser, in denen der Tabak, zu Ballen zusammengepreßt und in Leinwand verpackt, bereit liegt, von Bahia aus über das Meer ausgeführt zu werden. Die meisten dieser Lagerhäuser tragen deutsche Namen, denn der Tabakhandel ruht zum großen Teil in deutschen Äänden. Endlich finden sich im Äinterlande von Rio de Janeiro die großen Gold- und Diamantfelder von Brasilien. Nachdem wir uns so die Äauptlandschasten Brasiliens angesehen haben, kehren wir zu der Frage zurück: Ist das Deutschtum in Brasilien unsere wichtigste Kolonie? Das könnte nur bedeuten: Verschafft es unserer Industrie einen auf- nahmefähigen Markt und somit dem gesamten Vater- lande eine Vermehrung seines Reichtums? Deutschlands Handel mit Brasilien. Wir müssen wieder Zahlen zu Rate ziehen, und diese sind hier ziemlich klein. Ganz bedeutend ist jedenfalls, wie wir schon gesehen haben, unser Bezug von Kaffee aus Brasilien. Wenn wir auch nicht so starke Kaffee- ttinker sind wie die Nordamerikaner, die 1907 etwa 405 Millionen kg verbrauchten, so stehen wir doch mit 190 Millionen kg an zweiter Stelle. Auch Kautschuk, Ääute, Felle, Tabak beziehen wir. Unsere Einfuhr dahin blieb leider bis jetzt ziemlich gering gegen- über unserer Ausfuhr. (1905: 72 Millionen Einfuhr nach Brasilien gegen 172 Millionen Ausfuhr aus Brasilien). Welchen Wert als Absatzmarkt Brasilien aber noch haben könnte, ist S. 190 gezeigt. Da scheinen uns also die Deutschen doch bisher nicht viel ge- nützt zu haben? An ihnen liegt die Schuld nicht. Zwar wäre es vorteilhafter für uns, wenn sie reicher wären, — sie sind nicht arm, im Gegenteil, durch- weg wohlhabend, aber doch nicht reich genug, daß sie dem Kandel einen lebhafteren Anstoß geben könnten. Aber es sehlt ihnen eins: Der sortgesetzte Nachschub neuer Siedler aus der Heimat. Dieser müßte ihre Zahl vermehren, ihre Bedeutung in den drei Südstaaten heben, dann erst gewänne das ganze brasilianische Deutschtum an Bedeutung. Wer also europamüde ist und sich nicht unsern Kolonien zuwenden will, der erweist sich und seinem Vaterlande einen Dienst, wenn er

10. Nationale Erdkunde - S. 145

1911 - Straßburg i.E. : Bull
10. Die Mittelmeerländer. 145 Deutsche und österreichische Äandelsinteressen gehen aber auf der Balkanhalbinsel wie überhaupt im östlichen Mittelmeer Äand in Äand, obwohl bei vielen Warengattungen ein Wettbewerb zwischen deutscher und öster- reichischer Industrie besteht. (Zucker, Gewebe.) Für beide liegt der größte Wert in einem Ausbau der Balkanbahnen. .Joeute ist die Verbindung von Wien oder Berlin nach Saloniki noch schlecht, weil zeitraubend. Und doch beträgt der Weg Berlin- Saloniki über Land nur 3362 km, das heißt 383 km weniger als die Strecke Berlin-Brindisi. Von Saloniki nach Port Said, dem Eingange des Suezkanals, beträgt der Seeweg 735 See- meilen, von Brindisi aus aber 940 Seemeilen. Die gesamte Strecke Berlin-Saloniki-Port Said wäre 763 km kürzer als der Weg von Berlin über Brindisi nach dem Eingange des Suezkanals. (Vergl. auch Griechenland.) Die Türkei. Das Deutsche Reich, der zuverlässigste Freund der Türkei, so sahen wir bereits. So verschieden auch die beiden Länder voneinander sein mögen, deutscher und türkischer Vorteil gehen Äand in Äand. Die Türken wissen auch, daß sie ringsum von kleinen und großen Gegnern umgeben sind, die an eine „Austeilung" des türkischen Gebietes denken. Sie müssen deshalb einen Rücken suchen an einer Macht, der an der Erhaltung einer starken Türkei liegen muß. Warum müssen wir eine starke Türkei wünschen? In erster Linie unseres Handels wegen. Wenn die Aufteilung zustande käme: England: Mesopotamien; Rußland: Armenien und Kleinasien; Frankreich: Syrien; Italien: Albanien und Tripolis; Bulgarien, unter russischem Schutze: Mazedonien, so müßten sich deutschem Handel und deutscher Arbeit eine Reihe von Gebieten verschließen. Das könnte nicht ohne schädliche Rück- wirkung auf unsere gesamte Volkswirtschaft geschehen. Wir brauchen aber eine Ausdehnung und Erweiterung unserer Märkte, neue Felder friedlicher Betätigung. Jede Einengung und Ein- schränkung macht unsere Lage mehr und mehr unerträglich. Wenn nun auch deutscher und türkischer Vorteil Hand in Hand gehen, so ist doch unser Handelsverkehr mit der Türkei vorerst nicht so, wie er unserer Stellung auf dem Welt- Hauptmann, Nationale Erdkunde. 10
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